Naikan - die Kunst der Dankbarkeit

Unsere Gesellschaft steht vor großen Unbrüchen. Alte Werte und Moralvorstellungen verschwinden, eine neue Art des zwischenmenschlichen Miteinanders ist am Entstehen. Neben unserem Sozialleben, welches  durch das Handy und Internet enormen Wandlungen unterworfen ist, hat sich auch das Arbeitsleben geändert. Der klassische Angestellte einer Firma wird seltener, die Zahl der Selbstständigen, Freiberufler und Kreativen im Dienstleistungssektor wächst dafür jedoch stetig an.

 

Im künsterlichen Bereich vollzieht sich dieser Wandel besonders schnell: Festanstellungen in Orchestern, an Opernhäusern oder staatlichen Musikschulen werden immer seltener zugunsten von freiberuflichen Honorarverträgen. Ohne diese Entwicklung wirtschaftlich bewerten zu wollen, lässt sich jedoch ein enormer Einfluss auf die kollektive Psyche erkennen. Die Rastlosigkeit durch das ständige Suchen nach neuen Aufträgen und Einnahmequellen, der andauernde Druck der Selbstoptimierung um den Anschluss in einer von schnelllebigen Trends bestimmten Welt nicht zu verpassen und die damit verbundene Unsicherheit und Angst vor der Zukunft wirken sich negativ auf das Seelenleben der Menschen aus. Es entsteht ein destruktives Denkmuster, welches von Angst geprägt ist und den Blick auf die Realität völlig verzerrt. Man sieht dann nur noch Probleme und verliert dabei die vielen kleinen wie große Dinge aus den Augen, welche uns bereits gegeben wurden, ohne das wir dafür irgendetwas haben tun müssen. 

 

Naikan ist eine sehr einfache und doch herausfordernde Methode um zu prüfen, in welcher Beziehung wir zur Welt stehen. Der Begriff stammt aus dem japanischem und beudetet wörtlich >>nach innen schauen<<. Es wurde ursprünglich von Ishin Yoshimoto (1916-1988) entwickelt auf der Grundlage des mishirabe, einer strengen und entsagungsvollen Meditationsform aus dem Amitabha-Buddhismus welcher, im Gegensatz zu der bekannteren Dharma-Lehre des Mahayana-Buddhismus, dem Glauben an das universelle Mitgefühl mehr Bedeutung beimisst als dem eigenen (karmischen) Bemühen, da dieses in der Regel von Selbstbezogenheit und falschen Beurteilungen gesteuert ist und somit nicht zur Erlösung führt.

 

Durch Naikan können schnell und effektiv  jegliche Art von Beziehung hinterfragen. Dies kann die Beziehung zu einem Menschen, einem bestimmten Bereich unseres Lebens oder auch einfach zu einem Gegenstand sein. Durch gezieltes Analysieren decken wir nach und nach alle damit verbundenen positiven wie negativen Seiten auf und entwickeln so ein umfassendes Bild. Werden die Fragen konsequent beantwortet, entsteht dadurch ein neues, tieferes und intensiveres Verständnis über die Zusammenhänge des Lebens. Wir gelangen so zu mehr Dankbarkeit, Demut und innerem Frieden.